Schweizer im Orient

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Pressestimmen

Das Kamel auf der Speisekarte - Quelle: AZ, Donnerstag 4. März 2004.
Bereits vor zweieinhalb Jahren veröffentlichte Stefan Sigerist im Eigenverlag ein Buch über Schweizer in Asien. Gestern Abend stellte er an einer Buchvernissage einen zweiten Band vor, der sich mit der Schweizer Präsenz in Persien und dem osmanischen Reich befasst. Die Europäer waren im osmanischen Reich von der Besteuerung befreit und dominierten deshalb den Handel. Erst mit dem Zusammenbruch des Reiches und der Entstehung der neuen Türkei unter Atatürk hatte diese Privilegierung ein Ende. Den Anstoss zu dem neuen Buch erhielt Sigerist durch Leute, die durch sein erstes Buch auf den Schaffhauser aufmerksam geworden waren. Nun stellten sie ihm Briefe, Fotos und andere Dokumente über ihre Vorfahren im Orient zur Verfügung. Von Fernweh kündet etwa das Menü von der Versammlung der im Iran lebenden Schweizer 1916 in Bern, wo uns neben „Suppe, Surchabis mit Späck u Würstli, Chäspastetli, Äbberichueche und Nidle, Gaffé“ ein trauriges Kamel anblickt unter dem Motto „Ach, Wär ich nur schon wieder dort“.

Von Dienstreisen durch Anatolien bis Bagdad -Quelle: Schaffhauser Nachrichten, Freitag 5. März 2004
Stefan Sigerists zweites Buch wurde vom Historischen Verein und vom Museumsverein aus der Taufe gehoben.
Im Zunftsaal des «Rüden» an der Oberstadt wird eine alte Fotografie auf die Leinwand projiziert. In der zweiten Reihe des bis an die Wand gestuhlten und von interessiertem Publikum besetzen Saales stupst eine Dame ihren Gemahl. Der nickt nur, als er die Fotografie sieht, und schmunzelt, denn er weiss, was jetzt kommt: Jetzt wird von seinen Vorfahren die Rede sein.
Die Vorfahren entstammen der Unternehmerfamilie Belart, die in Brugg ein Tuch- und Käsegeschäft betrieb. Sohn Hans wanderte in jungen Jahren aus, nicht nach Amerika, sondern an den Bosporus. In Istanbul wurde er mit einem eigenen Geschäft ein erfolgreicher Kaufmann und Unternehmer. Sein ältester Sohn, Johann Friedrich, genannt Hans, studierte in Bern die Rechte, schrieb eine Dissertation über die Rechte der Schweizer Bürger im Osmanischen Reich, arbeitete in leitender Stellung bei der Régie Turque des Tabacs und als Direktor der Verwaltung der Anatolischen Eisenbahnen.
Mit dem Ersten Weltkrieg verschlechterten sich seine Zukunftsaussichten, Hans Belart kam mit der Familie, darunter Tochter Ruth, in die Schweiz zurück. Der Schuhindustrielle Max Bally bot dem auslandserfahrenen Hans Belart die Leitung der südamerikanischen Bally-Unternehmen an. Belart griff zu und leitete die Bally-Unternehmen in Chile, Argentinien und Brasilien mit mehreren Tausend Mitarbeitern von Buenos Aires aus. Tochter Ruth heiratete 1923 den Schaffhauser Reinhard Amsler. Amsler, aus der bekannten Schaffhauser Industriellenfamilie, mit juristischer Ausbildung, befand sich damals noch im diplomatischen Dienst auf der schweizerischen Botschaft in Buenos Aires. Reinhard und Ruth Amslers (Belart) Sohn ist Robert Amsler-Mérchor, viele Jahre Stadtrat (Finanzen) in Schaffhausen und langjähriger Honorarkonsul von Peru (wo seine Frau herstammt). Das Ehepaar Amsler-Mérchor schmunzelt beim Betrachten der Fotografie. Sie zeigt den Grossonkel Robert Amslers, der 1903, begleitet von bewaffneten Türken, zu einer Geschäftsreise in Anatolien aufbricht.

Diese und unzählige weitere, hochinteressante Familiengeschichten hat der Schaffhauser Unternehmer und «historische Privatgelehrte» Stefan Sigerist recherchiert und in seinem zweiten Buch «Schweizer im Orient» aufgezeichnet. Den Titel «historischer Privatgelehrter» hat der Berufshistoriker und Präsident des Historischen Vereins Markus Späth-Walter dem Autor verliehen. Späth-Walter brachte damit seine Achtung vor Stefan Sigerists akribischer Arbeit zum Ausdruck. Immerhin hat Sigerist bereits im August 2001 eine Arbeit über die «Schweizer in Asien» mit grossem Erfolg vorgelegt.
Im «Rüden» antwortete der Autor auf die von den Historikern Andreas Schiendorfer und Markus Späth-Walter gestellten Fragen zur Entstehung des Buches. Zuvor haben die Historiker Sigerists Werk in einen grösseren Zusammenhang gestellt. Schiendorfer reichte frühere und aktuelle Zahlen zur Aus- und Einwanderungsgeschichte nach, und Späth-Walter zitierte aus der Grussbotschaft von Professor Jörg Fisch, den Sigerists Buch zu Gedanken über die Dialektik der Globalisierung anregte.

Fast wie ein Familientreffen
Der Saal im „Rüden“ war bis auf den letzten Platz besetzt. Mitglieder des Historischen Vereins, des Museumsvereins und viele Freunde des Autors Stefan Sigerist aus dem Kiwanis Club Schaffhausen liessen es sich nicht nehmen, erste Kenntnisse vom Buch zu erhalten. Es kam aber auch, aus Meran extra angereist, Edgar Hirzel, dessen Familie über Generationen am Bosporus unternehmerisch tätig war. Es war im Zunftsaal auch Hans Schüep, Aeugst ZH, dessen Vorfahren ebenfalls im Osmanischen Reich lebten und arbeiteten. Von der Familie Hänny waren Mitglieder nach Schaffhausen gekommen, um zu erfahren, was aus der Arbeit von Stefan Sigerist geworden ist. Ihm hatten sie, wie viele andere auch, bereitwillig und vertrauensvoll ihre Familienarchive zugänglich gemacht. Der Autor ist dem Vertrauensvorschuss gerecht geworden. Er hat sachlich die Dokumente ausgewertet..

Inhalt

Zum Geleit

Kaum ein Land tut sich so schwer mit der europäischen und der weltweiten Integration wie die Schweiz. Und zugleich sind die Angehörigen kaum eines Landes zumal wirtschaftlich so stark in die Welt integriert wie die Schweizer. Dieses Paradox beschäftigt Wissenschaft und Politik in der Schweiz immer wieder. Es bedeutet zugleich eine gelebte Spannung für diejenigen, die den Sprung aus der Schweizer Selbstgenügsamkeit in die Internationalität gewagt haben oder wagen mussten.
Nachdem Stefan Sigerist uns bereits das Leben der Schweizer in den entfernteren Gebieten Asiens vorgestellt hat, präsentiert er uns nun weitere wertvolle Informationen zum vielgestaltigen Schicksal der Schweizerinnen und Schweizer im Osmanischen Reich und in Persien. Wir können an den unterschiedlichsten Einzelschicksalen Anteil nehmen und erfahren von erfolgreichen Geschäften und selbstverschuldeten Zusammenbrüchen, von wohlhabenden Familienidyllen und unmotivierten oder wirtschaftlich bedingter Verfolgung, von Überheblichkeit und Hilfsbereitschaft, vom Verkauf von Uhren und Teppichen, von Textilien und Bier, von Forschungs- und Vergnügungsreisen, von missionarischen und medizinischen Anstrengungen, vom Eisenbahnbau und von der Tabakverwaltung, und immer wieder vom Aufstieg und Fall von Familien. Besonders wertvoll ist die Sicht der Frauen und Kinder, die uns die Kehrseite des Geschäfts, das für die meisten Männer im Mittelpunkt stand, sichtbar macht.
Der Autor zeigt, welch reiche Überlieferung in privaten Händen liegt – eine Überlieferung, die sehr viel anschaulicher und unmittelbarer ist als die offiziellen Akten der beteiligten Staaten und Behörden. Ich hoffe, dass sein Buch viele weitere Schweizer, die im Vorderen Orient wirkten, und deren Nachkommen dazu animieren wird, sich mit der Geschichte ihrer Familien zu beschäftigen und ihre noch ungehobenen Schätze zu einem Teil unseres Erbes zu machen, indem sie es selber bearbeiten oder Interessierten zur Verfügung stellen. Möge das Buch dazu beitragen, dass wir im Spiegel der Geschichte auch die aktuelle Rolle der Schweizer Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft in fernen Ländern schärfer wahrnehmen und immer wieder neu überdenken können. Wenn wir die Vielgestalt des Strebens und Hoffens, des Wirkens und Leidens der Beteiligten besser kennen, können wir auch das Verhältnis der Schweiz zur Welt besser verstehen.

Jörg Fisch
Frühling 2004